Finanzielle Diskriminierung von Frauen – auch im Jahr 2022 gibt es noch viel zu tun

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Der „Equal Pay Day“ hatte am 7.3.22 erneut darauf aufmerksam gemacht, dass Frauen nach wie vor im Schnitt 18 % weniger verdienen als Männer. So hat eine Frau im Jahr 2021 im Schnitt die ersten 66 Tage des Jahres umsonst gearbeitet. Nach wie vor sind es größtenteils Frauen, die nach einer Elternzeit oder zur Pflege von Angehörigen in Teilzeit oder auf Minijobbasis arbeiten und so kostenlose Care-Arbeit leisten.

Einiges hat sich bereits in den letzten Jahren, einiges auch in kürzester Zeit getan: Durch die Einführung einer Frauenquote hat sich beispielsweise der Anteil von Frauen in Aufsichtsräten erhöht. Von der Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro ab 1.10.2022 werden insbesondere viele Frauen profitieren, da 7 von 10 Beschäftigten im Niedriglohnsektor weiblich sind.

Auch das Gesetz zur Förderung von Transparenz in Entgeltstrukturen ist ein wichtiger Schritt. Dass jedoch gleichzeitig die Grenzen für Mini- und Midijobs angehoben werden, lässt fragen, ob dies der richtige Schritt ist – arbeiten doch 47 % der Frauen in Teilzeit, und 62 % der Minijobs werden von Frauen ausgeübt. Hier muss noch mehr geschehen, um grundlegend Strukturen der Arbeitswelt ernsthaft an die Situation von Familien anzupassen und mehr reale

Vereinbarkeit möglich zu machen.

Leider sind noch immer stereotype Rollen- und Frauenbilder vorrangig – so wird eine Frau, die nicht verheiratet ist, in vielen Fällen zusätzlich diskriminiert: Alleinstehende oder  alleinerziehende Frauen sind viel häufiger vom Armutsrisiko betroffen als Männer (Frauen erhalten im Durchschnitt nur knapp 53 % der Renteneinnahmen von Männern). Die Krankenkassenbeiträge in der Elternzeit werden nur bei verheirateten Paaren verringert. Zudem

entfällt beispielsweise bei Schwangeren der ALG-Anspruch bei einem Berufsverbot, wenn ein Vertrag ausläuft oder sie gekündigt werden. Unser Steuersystem setzt hier nach wie vor an falscher Stelle an: Wegen des Ehegattensplittings bleibt den meisten Frauen bei einem Einkommen nur wenig übrig. So arbeiten sie lieber weniger. Zudem zahlen Frauen mit geringen oder mittleren Einkommen von weniger als 40.000 Euro im Jahr doppelt so hohe Steuern wie Männer, die in der Regel mehr verdienen und durch das Ehegattensplitting ihre Steuerlast senken können. Es wird Zeit, hier grundlegende Veränderungen herbeizuführen, um ernsthafte Gleichstellung zu erreichen.

Stefanie Minkley