Ina Hartwig übergibt Schlüssel für den künftigen Geschichtsort in den Adlerwerken

|   Aktuelles

Lange Zeit war es nur wenigen Menschen bekannt, dass sich mitten in Frankfurt ein Konzentrationslager befand. Unter dem Decknamen „Katzbach“ zwangen die Nazis Gefangene bis ins Frühjahr 1945 auf dem Gelände der Adlerwerke, Kriegsgerät herzustellen. Ab März soll ein Geschichtsort daran erinnern.

Am 26. Januar übergab Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Dr. Ina Hartwig den Schlüssel an die künftigen Betreiber, unsere Genossin Elke Sautner vom Förderverein für die Errichtung einer Gedenkstätte in den Adlerwerken und Gudrun Schmidt vom Studienkreis Deutscher Widerstand.

„Es war ein langer und komplexer Prozess, einen geeigneten Ort für den Geschichtsort in den heutigen Adlerwerken zu finden. Ich bin sehr froh, dass dies geglückt ist und wir mit dem Studienkreis Deutscher Widerstand und dem Förderverein für die Errichtung einer Gedenkstätte in den Adlerwerken fachlich kompetente und höchst engagierte Partner in der Zivilgesellschaft gefunden haben, die den Geschichtsort in den nächsten Wochen realisieren werden.“ sagte die Dezernentin bei der Übergabe. Seit ihrem Amtsantritt im Jahr 2016 hat sich Ina Hartwig für einen Ort auf dem Gelände der ehemaligen Adlerwerke stark gemacht, der an das Konzentrationslager erinnert. Vorher hatte die Stadtpolitik dies jahrzehntelang totgeschwiegen, ebenso wie die Werksleitung und weite Teile der Frankfurter Bevölkerung. Nur wenige Engagierte aus der Zivilgesellschaft und dem Quartier kämpften gegen das Vergessen. Dabei tat sich besonders der Betriebsrat der damaligen Adlerwerke hervor.

Auch bei der Konzeption und Realisierung des geplanten Geschichtsortes, der den Namen „Geschichtsort Adlerwerke. Fabrik – Zwangsarbeit – Konzentrationslager“ tragen wird, kann sich die Dezernentin auf die Unterstützung der Zivilgesellschaft vor Ort verlassen. Der Förderverein für die Errichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte KZ Katzbach in den Adlerwerken und zur Zwangsarbeit in Frankfurt am Main sowie der Studienkreis Deutscher Widerstand 1933-1945 e.V werden den Geschichtsort künftig betreiben. In erstgenanntem Verein war die Genossin Renate Wolter-Brandecker lange aktiv, bei der Schlüsselübergabe wurde er von Elke Sautner vertreten.

Nachdem die langen Verhandlungen mit den heutigen Inhabern des Geländes der ehemaligen Adlerwerke im letzten Jahr endlich Erfolg hatten, konnte nun mit der Schlüsselübergabe an die beiden Vereine der nächste wichtige Schritt auf dem Weg zum Geschichtsort getan werden.  Die Eröffnung ist für März 2022 geplant. Der vorgesehene Raum ist rund 160 Quadratmeter groß und mit einem separaten Zugang von der Straße versehen. Er befindet sich in direkter Blickachse zu dem Turm, in dem sich das grausame Konzentrationsaußenlager mit dem Decknamen „Katzbach“ befunden hat. Der Geschichtsort wird nicht nur authentische Objekte und Informationstexte, sondern auch digitale Medien und interaktive Ansätze einbeziehen.

Die Schlüsselübergabe fand nicht zufällig einen Tag vor dem Internationalen Gedenktag an die Opfer des Holocausts statt. „Es ist ein wichtiges Signal, dass die heutige Schlüsselübergabe am Vorabend dieses Gedenktages stattfindet. Mit dem geplanten Geschichtsort will Frankfurt einen weiteren Beitrag im Kampf gegen das Vergessen liefern und die Erinnerung an das Konzentrationslager, das sich mitten in unserer Stadt befand, im kollektiven Gedächtnis verankern.“, so die Kulturdezernentin bei der Schlüsselübergabe.

Dass die KZ-Gedenkstätte endlich Realität wird, ist nicht zuletzt der Beharrlichkeit einiger Sozialdemokratinnen zu verdanken. Neben der ehemaligen SPD-Stadträtin Elke Sautner hat sich die ehemalige kulturpolitische Sprecherin der SPD-Römerfraktion Renate Wolter-Brandecker immer wieder dafür stark gemacht, im schwarz-grünen Vorgängermagistrat passierte jedoch wenig. Ina Hartwig hatte das Projekt nach ihrem Amtsantritt 2016 zur Chefsache gemacht und mit den wechselnden Eigentümern des Gebäudes teils langwierige Verhandlungen geführt.

Mehr Infos: Geschichtsort Adlerwerke | Fabrik – Zwangsarbeit – Konzentrationslager (geschichtsort-adlerwerke.de)