Klinikum Höchst: Beinahe-Pleite wirft große Fragen auf

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Die Landtagskandidat:innen Minkley und Leudesdorff bekennen sich zum Fortbestand des Höchster Klinikums als kommunales Krankenhaus, fordern aber Aufklärung.

Die Landtagskandidat:innen Lino Leudesdorff und Stefanie Minkley bekennen sich zum Fortbestand des Höchster Klinikums als kommunales Krankenhaus. Sie fordern jedoch auch Aufklärung, ein Zukunftskonzept sowie ein größeres Engagement des Landes Hessens für das zweitgrößte Krankenhaus in Frankfurt. Das Klinikum muss auch nach der Krankenhausreform als Vollversorger eingestuft und die dazu nötigen Schritte bei den weiteren Bauabschnitten bedacht werden.

Lino Leudesdorff: „Die beinahe Pleite des Krankenhaus Höchst wirft große Fragen auf. Während im Januar noch die Neueröffnung gefeiert wurde, stand das Klinikum nach Millionenlöchern in der Bilanz letzte Woche kurz vor dem Aus. Die Passivhausbauweise wurde Anfang des Jahres von Landesminister Klose und Stadtrat a.D. Majer als "mutig" bezeichnet, der Klinikverbund als "Leuchtturm". Böse Zungen würden heute sagen: Vielleicht war man etwas zu mutig und hat die Nachteile des Klinikverbundes als GmbH in Hochzinszeiten unterschätzt. Aufgrund der flächendeckenden Krankenhaus-Krise in Deutschland hätten die Risiken in der Bilanz viel früher auffallen müssen.“

Eine offene Frage ist, weshalb die große finanzielle Lücke erst so spät bekannt wurde. War dies dem Dezernat früher bekannt oder liegt der Fehler bei der Geschäftsführung? Die Rettung des Klinikums finden beide SPD Landtagskandidat:innen richtig und absolut unumgänglich für die Region:

Leudesdorff und Minkley: „Das Klinikum Höchst stellt die Versorgung von hunderttausenden Menschen sicher. Der Neubau und die Rettung waren richtig und im Interesse der Patient:innen und Mitarbeiter:innen. Die Stadt hat die Zukunft des Krankenhauses gesichert. Die SPD hat Ihre Haltung immer in allen Fragen sehr klar formuliert.“

Vom Klinikverbund überzeugt waren die beiden dagegen nie. Auch der Kunstname „Varisano“ hat eher Privatisierung-Ängste als Aufbruchsstimmung erzeugt. Leudesdorff: „Das Krankenhaus Höchst hat als modernstes Vollversorgerkrankenhaus in Hessen unsere volle Unterstützung, auch in Zukunft. Ein Sparkurs bei den Beschäftigten wäre der falsche Weg. Fehlende Fachkräfte sind jetzt schon der Grund für Verluste, da Betten geschlossen werden müssen. Gesucht wird ein Zukunftsplan der Versorgung der Patient:innen sichert und die Mitarbeiter:Innen an Bord holt.”

Schwer enttäuscht zeigen sich die Sozialdemokrat:innen vom Land Hessen und der schwarz-grünen Landesregierung. Minkley: „Der Neubau in Höchst war für das Land Hessen ein Schnäppchen. Obwohl eigentlich für Investitionen zuständig, beteiligte sich das Land nur mit 54 von 263 Millionen Euro Baukosten für den Neubau. Ein Blick über die Landesgrenze bestärkt diesen Verdacht. Das 800 Millionen Euro teure Klinikum in Stuttgart wird zu 50% vom Land Baden-Württemberg bezahlt. Auch in Göppingen zahlt das Land immerhin 168 der 465 Millionen Euro Baukosten. Deshalb: Bei den weiteren Bauabschnitten muss das Land Hessen den Löwenanteil übernehmen und endlich seiner Pflicht nachkommen, so wie es die Zuständigkeiten eigentlich vorsehen. Ein weiteres Abwälzen von Investitionskosten auf die Stadt ist der falsche Weg.“

In Zeiten von Strukturwandel und Krankenhausreform drängt sich laut der beiden Landtagskandidat:innen die Frage auf, ob die Pläne für den zweiten und dritten Bauabschnitt in der aktuellen Form noch zeitgemäß sind oder nochmals überarbeitet werden müssen. Vielleicht muss der Strukturwandel und die Krankenhausreform mitgedacht werden. Um Fachkräfte zu finden und zu halten, könnte man weitere betriebseigene Wohnungen schaffen, um Beschäftigten und Azubis eine bezahlbare Bleibe zu ermöglichen. Braucht es vielleicht mehr Platz für ambulante Behandlungen oder Untervermietung an Fachärzt:innen? Auch eine hauseigene Apotheke, um die schwächelnden Umsätze mit stationären Patient:innen auszugleichen, könnte Teil des Sanierungskonzepts sein, welches wir von der Geschäftsführung jetzt erwarten.

Lino Leudesdorff kandidiert im Wahlkreis 34 für die SPD, der Standort und Einzugsgebiet des Klinikums umfasst. Stefanie Minkley ist Landtagskandidatin im Wahlkreis 39 und als Chirurgin Gesundheitsexpertin.