„Gerd Reinschmidt war über viele Jahre eine der tragenden Persönlichkeiten der SPD-Fraktion und der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung. Auch wenn er sich schon vor einigen Jahren aus der aktiven Politik verabschiedet hat, schmerzt mich sein Tod sehr. Ich habe ihn in jungen Jahren als Politiker erlebt, der in der Sache hart streiten konnte, aber stets fair geblieben und um einen Konsens bemüht war. Ich vermute, dass die Fähigkeit zum Interessenausgleich auch seinem beruflichen Wirken als Richter am Oberlandesgericht zu verdanken war“, so Ursula Busch, die sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende im Römer.
Dr. Gerd Reinschmidt kam über sein Engagement für die Bürgerinitiative Ostend, die sich gegen Hochhausbauten wehrte, Anfang der 1970er Jahre zur Politik und zog bereits im Dezember 1972 als Nachrücker in die Stadtverordnetenversammlung ein. Dort war er bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1997 durchgehend Mitglied im Planungsausschuss bzw. dem Ausschuss für Planen und Bauen und zeitweise dessen Vorsitzender. Von 1985 bis 1993 war er als stellvertretender Stadtverordnetenvorsteher aktiv und im Jahr 2001 wurde er zum Stadtältesten ernannt.
Reinschmidt, den der frühere Oberbürgermeister Rudi Arndt gerne „Rüssel-Schmidt“ nannte, weil er sich mit Vehemenz und letztlich erfolgreich gegen den Bau des sog. Bornheimer Rüssels einsetzte, der die A 661 direkt am Fuße des Bornheimer Hangs mit dem Ratsweg verbunden hätte, war auch ein guter Fußballer. Weit über 100 Mal trat er für die Mannschaft der Stadtverordnetenversammlung an und war lange Vorsitzender der SGK Frankfurt. Sein kulturpolitisches Engagement galt der Umwandlung der ehemaligen Seifenfabrik Mouson in ein Kulturzentrum. Auch ein von Erfolg gekröntes Engagement, denn 1988 konnte auf dem brachliegenden Fabrikgelände das Künstlerhaus Mousonturm seine Pforten öffnen.
Für Busch hat ein tragisches Ereignis das spätere politische Wirken von Gerd Reinschmidt besonders geprägt: „Gerd war beruflich und politisch sehr erfolgreich, musste aber auch einen harten Schicksalsschlag verkraften. Sein Sohn Daniel wurde im Alter von 27 Jahren mit zehn weiteren Menschen Opfer eines Terroranschlags. Gerd hat danach immer dafür gekämpft, dass der lybische Staatschef Muammar al-Gaddafi als Drahtzieher des Anschlags zur Verantwortung gezogen wird. Dass dies nicht gelang, war sicher seine größte Niederlage. In einem Interview sagte Gerd einmal, die deutsche Bundesregierung habe die wirtschaftlichen Interessen der Bundesrepublik nicht gefährden wollen und so sei Kommerz vor Moral gegangen. Das hat ihn, der immer gegen Ungerechtigkeit aufgestanden ist, sehr getroffen. Wir verlieren mit Gerd Reinschmidt einen im besten Sinne aufrechten Sozialdemokraten.“